Volleypassion - meine Gedanken

Liebe Volleyballerinnen und Volleyballer,

mit großem Erstaunen habe ich vergangenen Sonntag die Pressemitteilung über den Rücktritt der ehemaligen DVV Vorstände Thomas Krone, Dr. Klaus Bommersheim, Dr. Heinz Wübbena, Dr. Andreas Künkler, Max Günthör und David Schüler gelesen. Erstaunt deshalb, weil ich so eine drastische Maßnahme nach den Diskussionen zur DVV Volleycard nicht erwartet hätte.

Worum geht es hier eigentlich?

Kern des Rücktritts ist die goße Skepsis gegenüber der Einführung der Plattform Volleypassion und der Einführung der DVV Volleycard. Die Plattform soll zu einer Art sozialem Netzwerk für Volleyballer ausgebaut werden, über das man u.a. einen Deutschlandweiten Ergebnisdienst und Statistiken zu einzelnen Spielen abrufen können soll. Der Besitz einer DVV Volleycard soll für aktive Spieler ab der kommenden Saison verpflichtend sein. Im Gegenzug bewirbt der DVV die Einführung mit einer großen Auswahl an Mehrwerten für Inhaber einer Volleycard.

Warum eigentlich die ganze Aufregung?

Liest man sich die Kommentare auf den sozialen Medien durch, kommt man schnell zu dem Schluss, dass viele sich einfach mehr Informationen zu Volleypassion wünschen. Um mir selber ein Bild davon zu machen, habe ich ein bisschen recherchiert um herauszufinden, wann Informationen über Volleypassion veröffentlicht wurden. Ich selbst habe im Dezember letzten Jahres über das Interview des Volleyballfreaks das erste mal von Volleypassion erfahren. Ich habe ein bisschen recherchiert, um herauszufinden, über welche Kanäle über Volleypassion informiert wurde. Auf der Facebookseite des DVV wurde über einen Beitrag eines Besuchers am 18.05. das erste mal etwas über die DVV Volleycard geschrieben. Allerdings hat der Facebookauftritt gerade mal knapp 200 Likes, weshalb er als Informationskanal eigentlich ausscheidet. Auf der Verbandswebsite wurde im Mai umfangreich über das Thema informiert. Ob es zu früheren Zeitpunkten bereits Informationen gab, kann ich leider nicht sagen, da ich das Newsarchiv auf der Website leider nicht finde. Als nächstes habe ich mir angeschaut, wie es auf Twitter aussieht. Sich auf Twitter über Volleyball auszutauschen, fühlt sich an wie Einbahnstraßenkommunikation. Viele Vereine twittern über Siege, Erfolge und Niederlagen, ohne darauf nennenswerte Reaktionen zu erhalten. Es bleibt ein kleiner Personenkreis übrig, der auf Twitter aktiv über Volleyball diskutiert und Eingefleischten auch anderweitig ein Begriff ist, wie z.B. Daniel vom Podcast Block & Spike. Über Volleypassion habe ich nur das besagte Interview des Volleyballfreaks gefunden, der letzte Tweet des DVV ist von 2016.

Schauen wir eine Ebene tiefer, zu den Landesverbänden, ging zumindest in meinem Verband am 15. Mai die erste Information raus, die ich via Mail erhalten habe. Dort wurde die DVV Volleycard erwähnt, Volleypassion wurde allerdings nicht. Abgesehen davon war die Email sehr umfangreich und hat die verfügbaren Informationen gut wiedergegeben. Außerdem gibt es noch eine digitale Ausgabe eines Verbandsmagazins, in dem die DVV Volleycard außer einem Tagesordnungspunkt keine Erwähnung wert war.

Zusammengefasst ist die Informationslage also sehr dünn und ich kann nachvollziehen, dass sich viele Leute schlecht informiert fühlen.

An die eigene Nase fassen

Und jetzt komme ich zur “Basis”, die sich aktuell vor allem auf Facebook so lautstark beschwert: Zumindest in meinem Landesverband müssten die Vereine die o.g. Email erhalten haben. Ich frage mich, wie von dort die Kommunikation in die Vereine fortgeführt wurde. Haben wir hier unsere Mitglieder ausreichend informiert? Haben wir mal selber recherchiert und nachgeschaut, was der DVV für Material zu Volleypassion zur Verfügung stellt? Macht man es sich zu einfach, wenn man den Finger auf den DVV richtet? Wir können uns nicht zurücklehnen und erwarten, dass andere für uns die Arbeit erledigen. Es liegt an uns allen, innovativ zu sein und neue Ideen auszuprobieren. Ohne Neugier und Mut, Dinge auszuprobieren, wird Volleyball weiterhin eine Randnotiz im vielfältigen Sportangebot in Deutschland bleiben. Es liegt an uns allen, unseren Lieblingssport attraktiv und aufregend zu gestalten.

Appell an die Vorstände

Liebe Vorstände, ihr versucht, durch Volleypassion den Sport zu digitalisieren. Es ist längst überfällig, auf diesem Gebiet einen Schritt nach vorne zu machen. Ich teile eure Auffassung, dass Verbände dazu tendieren, zu verwalten, anstatt innovativ zu sein. Ich finde es schade, dass ihr aufgrund der massiven Kritik für euch die Reißleine gezogen habt und euch damit aus dem gestalterischen Prozess für eure eigene Idee zurückzieht. Ihr habt aus meiner Sicht gerade jetzt, wo eure Idee mit der echten Welt konfrontiert wird, die Chance vertan zu lernen, an welchen Stellen wir Volleypassion verbessern müssen. Der Volleyball braucht Menschen, die den Mut haben, Ideen und Konzepte in die Tat umzusetzen. Mit eurem Rückzug habt ihr diese Aufgabe in die Hände eurer Nachfolger René, Erhard und Thomas gelegt. Ich hoffe mir, dass ihr trotz eurem nachvollziehbaren Frust weiterhin an der Diskussion teilnehmt und helft Volleypassion zu einer erfolgreichen Plattform zu machen. Die neuen Vorstände haben bereits angekündigt, sich mit der aktuellen Situation kritisch auseinanderzusetzen. Bitte, nehmt die Kritik ernst und bietet allen an, sich an der Diskussion zu beteiligen und eigene Ideen einzubringen. Es ist unser aller Sport und er soll von uns allen gestaltet werden. Ich freue mich darauf zu sehen, wie sich Volleypassion künftig weiterentwickelt. Ich wünsche euch viel Glück für eure bevorstehenden Aufgaben.